Theater Ansbach – Kultur am Schloss
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Theater

Der Fiskus

Komödie von Felicia Zeller

Regie:
Laura Remmler
Bühne und Kostüme:
Christina Wachendorff, Astrid Natho
Musik: Denis Fischer

Premiere
12.10.24
19.30 Uhr
Theater hinterm Eisernen

19.00 Uhr Werkeinführung

 

Die Veranstaltungen am 23./24./25.1.25 müssen leider entfallen.
Sobald Ersatztermine gefunden sind, informieren wir Sie an dieser Stelle.

Fast jeder hatte schon einmal mit dem Finanzamt zu tun. Wer glaubt, die Welt von Steuererklärungen und Vorsteuerabzugsberechtigungen sei dröge, kennt DER FISKUS von Felicia Zeller nicht. Zellers rasante Komödie spielt in einem baufälligen Finanzamt. Das Team von Nele Neuer, vier Sachbearbeiterinnen und ein Sachbearbeiter, versuchen, mit dem bürokratischen Wahn des Alltags klarzukommen. Es geht um Dienstwege, um die eigene Karriere und Macht, bis man plötzlich in Cum-Ex-Geschäfte verwickelt wird… . Eine spannende Komödie mit viel Tiefgang und praktischem Nutzen, denn es gibt auch handfeste Tipps zum Steuersparen.

Felicia Zeller gilt als originelle Stimme der deutschen Gegenwartsliteratur, die mit sprachlicher Virtuosität und Witz gesellschaftliche Themen beleuchtet. Zu ihren bekanntesten Werken zählen die Theaterstücke „X-Freunde“ (Ausgezeichnet als bestes Theaterstück 2013) „Bier für Frauen“, „Kaspar Häuser Meer“ und „Gespräche mit Astronauten“. DER FISKUS wurde 2019 am Staatstheater Braunschweig uraufgeführt.

Mit:
Sophie Weikert, Anna Woll, Katja Schumann, Nicole Schneider, Lukas Dittmer

VVK 29 / 23 / 15 Euro (Abendkasse + 1 Euro)

Karten

„(…) Felicia Zeller guckt im „Fiskus“ vier Finanzbeamtinnen und einem Beamten beim Arbeiten zu, ein bisschen auch beim Leben. Herauskommt dabei keine regelkonforme Komödie, sondern eine EpisodenCollage, die im weiten Feld zwischen Steuerrechtsessay, Wirtschaftskrimi und Büro-Farce ihren Platz findet. Ihr hervorstechendstes Stilmittel ist die Aus- und Unterlassung. Die Dialoge mäandern elliptisch vor sich hin, denn Zellers Personal spricht am liebsten in unvollendeten Sätzen. Da sind Verben-Hinterzieher am Werk. Beim Zuschauen erzeugt das durchs fortwährende Mitdenken und Ergänzen eine Spannung. (…)

Nicht ohne Witz umrundet Felicia Zeller auf diese Weise Steuerschlupflöcher, fragt nach der Steuergerechtigkeit, erklärt Finanzverbrechen und illustriert den alten Generalverdacht, dass man die Kleinen hänge und die Großen laufen lasse. Damit nimmt „Der Fiskus“ vorweg, was die ehemalige Cum-Ex-Staatsanwältin Anne Brorhilker im Frühjahr genau so formuliert hat Die Regisseurin Laura Remmler packt all das mit sicherem Zugriff auf die Podesterie im Theater hinterm Eisernen. (…) Mit ihrem Ensemble zeichnet Laura Remmler das Beziehungsgeflecht in dieser Finanzamtsabteilung klar nach. Zellers Absurditätsangebote nimmt sie beherzt an, Revue-Nummern als kleine Alltagsaussetzer gibt es auch (Musik: Denis Fischer). Das Bühnenbild von Christina Wachendorff ist dafür die halbe Miete: kein Amtsstuben-Realismus, sondern ein Behördenschlichtbau mit Hierarchie-Stufen und integrierter Spielwiese. Hinter der losen Wandverkleidung, die nach und nach plattenweise herunterrutscht, linst der Amtsschimmel hervor. Der scheint drauf und dran, ins Freie, Offene auszubrechen. Schreibtische gibt es nicht. Die fünf vom Finanzamt sitzen mit ihren Bildschirmen in Aussparungen, in skurrilen Arbeitslöchern. Astrid Natho hat sie dafür bürofein, aber schräg-dezent eingekleidet.

Das fünfköpfige Beamten-Ensemble nutzt den flächigen Text zum Schaulaufen. Die taffe Betriebsprüferin Fatma Tabak (Betonung auf der zweiten Silbe), als Muslima offensichtlich nicht ganz integriert, strotzt dank Katja Schumann vor nahkampferprobter Ninja-Power. Da sitzt jeder Handkanten-Luftschlag.

Reiner Lös, Beamter mit SingerSongwriter-Ambitionen, hat bei Lukas Dittmer einen leicht ranzigen Alleinunterhalter-Charme und eine Trickserfreude, wenn es um Steuertipps geht. Elfi Nanzen, seine Ehefrau, ist womöglich schwanger und kultiviert das Durchwinken von schwierigen Fällen mit lässiger Professionalität. Anna Woll sammelt Sympathiepunkte für ihre Figur: die gute Seele der Abteilung.

Sophie Weikert arbeitet als Karrierebeamtin Nele Neuer an der Instagram-tauglichen Sexiness des Finanzamts und strahlt eben die schon einmal vorbeugend aus. Eine AktenCleopatra mit latentem Domina-Appeal.

Bea Mtinnen entwickelt dank Nicole Schneider tragikomische Größe. Da sitzt eine Durchblickerin mit Jagdeifer und Gerechtigkeitssinn in ihrer Schreibgrube. Nicole Schneider gibt ihr eine extra Portion Idealismus mit. Am Ende scheint der aufgebraucht. Trotzdem. Man glaubt ihr, wenn sie die Schönheit der Verwaltung beschwört.“ FLZ, 15.10.2024