Paul Sturm
(Klavier)
03.11.2024:
Gefeiert oder vergessen? Komponistinnen im Fokus
09.02.2025:
Klaviervariationen der Wiener Klassik
Joseph Haydn: Variationen über die Hymne „Gott erhalte“
Authentische Klavierfassung nach Hob. III/77
Andante con variazioni in f-Moll (Hob. XVII/6)
Wolfgang Amadeus Mozart: Zehn Variationen in G-Dur, KV 455 über die Ariette
„Unser dummer Pöbel meint“ aus dem Singspiel
„Die Pilgrime von Mekka“ von Chr. W. Gluck
Andante grazioso (mit 6 Variationen), 1. Satz aus der
Sonate in A-Dur, KV 331
Ludwig van Beethoven: Sechs Variationen in F-Dur, op. 34
Fünf Variationen über die schottische Volksweise
“Oh, thou are the lad of my heart”, op. 107 Nr. 9
11 Uhr
Karlshalle
Die Gesprächskonzerte vom fränkischen Pianisten Paul Sturm haben eine lange Tradition am Ansbacher Theater.
Im November sollen die Komponistinnen der Klassik und Romantik zu Gehör kommen. Frauen wie Clara Schumann oder Fanny Hensel haben oft unter dem Namen ihrer Ehemänner oder Brüder ihre Werke veröffentlicht, weil sie sonst keinem breiten Publikum bekannt geworden wären. Aber es gibt auch genügend andere Komponistinnen wie Emilie Mayer, Amy Beach oder Luise Adolpha le Beau, die in ihrer Zeit berühmt waren und viel gespielt wurden. Wie konnten sie nur so in Vergessenheit geraten?
Im Februar widmet sich Paul Sturm dem Genre der Klaviervariationen.
Abwechslung ist das halbe Leben, oder wie schon die alten Griechen und Lateiner sagten: Variatio delectat – Veränderung macht Freude; dieses Motto galt auch in der Musikgeschichte, und so ist es kein Wunder, daß für Komponisten Variationen (Veränderungen) über ein vorgegebenes musikalisches Thema zu den bevorzugten Werkformen gehörten. Besonders in der Klassik und Romantik gehörte das spontane Improvisieren von Variationen (meist am Klavier) zum Standardrepertoire jedes Virtuosen.
Wie vielfältig, unterhaltsam und unterschiedlich Variationen in der Wiener Klassik sind, sollen je zwei
Werke von Haydn, Mozart und Beethoven beispielhaft zeigen.
Joseph Haydn erlebte bei seinen Aufenthalten in England, mit welcher Hingabe die Hymne „God save the King“ bei allen möglichen festlichen Anlässen zu Ehren ihres Königs George gesungen wurde. Mit seinem „Volcks-Lied“ auf den Text „Gott erhalte Franz den Kaiser, unsern guten Kaiser Franz“ schuf Haydn für Österreich eine vergleichbar populäre Hymne, die „Kaiserhymne“. Diese wurde am 12. Februar 1797 (dem Geburtstag des Kaisers und in dessen Anwesenheit) uraufgeführt. Mit vier Variationen bildet sie den langsamen Satz seines Streichquartett op. 76/3, fortan „Kaiserquartett“ genannt. Dieser Variationensatz war für Haydn offensichtlich so bedeutend, daß er noch eine eigenhändige Klavierversion verfasst hat: Variationen über die Hymne „Gott erhalte“. Sein tief empfundenes Andante con variazioni in f-Moll ist eines der bekanntesten Klavierwerke Haydns und insofern auch ein Kuriosum, als es neben dem Thema in f-Moll ein zweites in F-Dur hat, diese Zweiteilung auch in den Variationen beibehält und im Schlußteil noch mit unerwarteten Einfällen überrascht.
W. A. Mozart improvisierte in seinem Akademie-Konzert am 23. März 1783 in Wien u.a. über die Ariette „Unser dummer Pöbel meint“ aus Glucks Singspiel „Die Pilgrime von Mekka“ (in Anwesenheit des Komponisten) die Zehn Variationen in G-Dur. Über ein Jahr später schrieb er diese dann nieder und hinterließ damit der Nachwelt seine virtuosesten Klavier-Variationen. Hier kann man hören und spüren, wie seine kompositorische Genialität und Lust an Fantasie und Virtuosität sich Bahn brechen, man könnte fast sagen, mit ihm durchgehen. So baut er nach der vermeintlichen Schlußvariation überraschend noch eine ausgedehnte Solokadenz (wie in einem Klavierkonzert üblich) ein. Seine Sonate in A-Dur, KV 331 (mit dem berühmten Türkischen Marsch) ist neben der Sonata facile in C-Dur die wohl bekannteste und beliebteste unter seinen Sonaten. Das liegt sicher auch daran, daß Mozart an den Beginn nicht den üblichen „Sonatenhauptsatz“ stellt, sondern statt dessen einen wunderbaren Variationensatz, Andante grazioso (mit 6 Variationen).
L. van Beethoven ging völlig neue Wege in seinen Sechs Variationen in F-Dur, op. 34. Hier gibt er jeder Variation einen eigenen Charakter in Tempo, Form und Tonart: Nach dem Thema in F-Dur folgen als Variationen u.a. ein Adagio cantabile in D-Dur, ein Jagdstück in B-Dur, eine barocke Musette in G- Dur, ein Menuett in Es-Dur und als vorletzte Variation sogar ein Trauermarsch (in der für Beethoven charakteristischen Tonart c-Moll). Das war völlig neu in der Musikgeschichte. Kaum bekannt und noch seltener gespielt sind Beethovens 16 Variationenwerke op. 105 und 107 über europäische, vorwiegend schottische Volkslieder. Die Fünf Variationen über “Oh, thou are the lad of my heart”, (“Oh, Du bist der Knabe meines Herzens”) überraschen damit, wie einfühlsam, aber auch eigenständig er mit der ungewöhnlichen Melodik und Harmonik umgeht.