Theater Ansbach – Kultur am Schloss
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Theater

Der Trinker

nach dem Roman von Hans Fallada

Regie, Bühne und Kostüme:
Robert Arnold

19./20.4.2024
20:00 Uhr
Kleines Haus

Dauer: 95 Min.,
keine Pause

Der Kaufmann Erwin Sommer fühlt sich seiner Frau Magda nach gut vierzehn Jahren kinderloser Ehe entfremdet und verheimlicht ihr, dass er mit seinem Großhandelsgeschäft in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. In dieser Lebenskrise entdeckt er die betäubende Wirkung des Alkohols und wird zum Trinker – mit verheerenden Folgen, vom sozialen Abstieg über das Gefängnis bis zur Entmündigung und Einweisung in eine Heilanstalt. Unter der Fuchtel der Krankenschwester Elisabeth durchläuft der Patient Erwin Sommer noch einmal die Stationen seiner Suchtkarriere.

In gut zwei Wochen im September 1944, schrieb Fallada seinen persönlichsten Roman nieder. Zu der Zeit lebte er auf richterlichen Beschluss für dreieinhalb Monate in der Strelitzer Landesanstalt. „Solange ich schreibe, vergesse ich die Gitter vor dem Fenster“, teilte er seiner Mutter in einem Brief mit. Umgeben von kranken Kriminellen, Wärtern und Pflegern, selten ungestört, verfasste Fallada nicht nur den Roman, sondern noch fünf Erzählungen und Texte über seine Sicht auf die Nazizeit. Um das Manuskript zu schützen, tarnte er es durch Unleserlichkeit: Fertige, eng beschriebene Manuskriptblätter stellte er auf den Kopf und schrieb in den Zwischenräumen zurück. Mitunter wiederholte er den Vorgang, so dass die Seiten wie mit einer Geheimschrift bedeckt erschienen. In monatelanger Entzifferungsarbeit wurde der Roman nach Falladas Tod im Aufbau-Verlag rekonstruiert.

 

Das Theater Ansbach spielt „Der Trinker“ als Monolog für einen Schauspieler.

 

„Ein zeitloses Dokument über die Abgründe einer Sucht.“ Nürnberger Nachrichten

Mit:
Frank Siebenschuh

VVK 20 Euro (erm. 10 Euro) (Abendkasse + 1 Euro)

Karten

„Was für ein Monument an Bürgerlichkeit, was für ein Symbol für die Verheißungen mittleren Wohlstands. Was für ein Möbelstück, Spielgerät, Klettergerüst. Im Ansbacher Theater steht ein grauer Küchenstuhl – riesig, so groß, dass jeder davor klein wird wie ein Kind. Man staunt. Und ahnt: Der Mann auf ihm hat es nicht leicht. Die Welt, das Leben – zu groß für ihn. (…) Falladas Alkoholiker-Realismus reibt sich an surrealen Albtraumbildern. (…) Da macht und tut, turnt und zappelt einer aus dem Kleistschen Geschlechte derer, denen hienieden nicht zu helfen ist, im Gestänge des Weltstuhls herum, kratzt mit dem Zeigefinger über die Sitzfläche, stürzt ab, steigt hinauf, breitet die Arme aus, deliriert sich in ein schöneres Leben – weil er all die Zurückweisungen, Beziehungskrisen, Misserfolge, Demütigungen nicht erträgt. Er ist empfindlich, aufbrausend, trostbedürftig. (…) Siebenschuh und Arnold destillieren aus dem Roman keine bloße Fallstudie darüber, wie jemand in die Sucht abrutscht. Das Stück trifft einen Punkt, der allgemeiner ist. (…) Siebenschuh spielt mit einer Mischung aus Nähe und Distanz, mit passionierter Anteilnahme, spricht mit poetischer Suggestionskraft, wenn er Glücksmomente beschreibt: die Wärme, die innere Helligkeit, die drei, vier Schlucke vorgaukeln.“ FLZ, 16.10.23