Der nackte Wahnsinn
Komödie von Michael Frayn
Übersetzung von Ursula Lyn
Komödie von Michael Frayn
Übersetzung von Ursula Lyn
Regie:
Frank Siebenschuh
Bühne und Kostüme:
Jörg Zysik
Premiere
30.9.23,
19.30 Uhr
Großes Haus
Dauer: 2 Std 45 Min incl. einer Pause
„Soll ich nochmal kommen?“
Regisseur Lloyd ist dem Nervenzusammenbruch nah. Morgen ist Premiere des Stückes „Nackte Tatsachen“ und es klappt so gut wie nichts. Man scheitert an den Tücken einer Boulevard-Komödie, wer muss wann durch welche Tür, bleibt sie offen oder wird sie geschlossen?! Welche Requisiten bleiben auf der Szene und welche nicht?! Die Probenzeit war offensichtlich zu kurz. Zweiter Akt, einige Zeit später: Die Zuschauer sehen dasselbe Stück, allerdings von der Hinterbühne aus. Die Spielverabredungen sind zu einer Art Verhandlungssache geworden und die privaten Angelegenheiten, Intrigen und Liebschaften der Schauspieler*innen färben auf die Vorstellung ab. Im dritten Akt, wieder einige Zeit später, sieht man – wieder von vorn – eine Vorstellung, die X-te auf Tournee. Die Inszenierung löst sich auf, die gesamte Belegschaft ist dem Wahnsinn nahe und kann das Wort „Sardinen“ nicht mehr hören.
Michael Frayns Komödie von 1982 Der nackte Wahnsinn (Noises Off) ist ein Meisterwerk. Das Stück legt die Mechanismen einer Boulevardkomödie offen, benutzt aber ihre Mittel und wird so selbst zu einer. Selten wurde eine Spiel-im-Spiel-Situation virtuoser durchdekliniert. Die Trennung von Spiel und Wirklichkeit verschwimmt bis niemand weiß, ob man spielt oder ist. Und genau das ist ein Moment der Freiheit und Befreiung aus allen Zwängen. Der nackte Wahnsinn wurde 1992 von Peter Bogdanovich mit Michael Caine verfilmt.
Mit:
Annetta Chiantone, Nicole Schneider, Katja Schumann, Sophie Weikert, Anna Woll, Helwig Arenz, Robert Arnold, Lukas Dittmer, Gerald Leiß
VVK 29/23/15 Euro (Abendkasse + 1 Euro)
Karten„Frank Siebenschuh inszeniert Michael Frayns Überkomödie „Der nackte Wahnsinn“ pointenfest und hintergründig. Wer will, kann im „Nackten Wahnsinn“ Tränen lachen. Wenn Michael Frayns Stück in die Gänge kommt, läuft alles wie geschmiert. Am Theater Ansbach läuft es und produziert, was es soll, Lacher eben.(…) Als Zuschauer linst und grinst man also in die Mechanik eines Boulevardknallers hinein und beobachtet gleichzeitig eine Schauspieltruppe. Dass sich die Wohnungskulisse auf offener Bühne auch noch mit mozartgleicher Eleganz um 180 Grad drehen lässt, ist eine schöne Überraschung. Das Ansbacher Ensemble ist nicht weniger beweglich. Es stellt leicht überspitzt eine Typologie von Theaterleuten auf die Bühne. Beim Stück im Stück karikiert es mit eckigen Gesten und falschen Betonungen die Unkönnerschaft der Tourneetruppe. Das ist witzig gemacht.“ FLZ, 2.10.2023