Theater Ansbach – Kultur am Schloss
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Theater

Faust, der Tragödie zweiter Teil

von Johann Wolfgang von Goethe

Regie und Bühne:
Jürgen Eick

Kostüme:
Vera Goth

Musik und Komposition:
Ulrike Koch, Thomas Koch

Premiere 26.3.22,
19.30 Uhr,
Theater hinterm Eisernen

Dauer 2 Stunden, 15 Minuten, eine Pause

„Die Tat ist alles, nichts der Ruhm.“

Nach der großen unglücklichen Liebe zu Gretchen im ersten Teil stürzt sich Faust im zweiten Teil der Tragödie rastlos durch Zeit und Raum in die „große Welt“ der Politik, der Wirtschaft und der Macht. Zwischen Apokalypse und Paradies reisen der Teufel als Narr und der global player Faust in einem entfesselten Kosmos durch Epochen und mythische Welten. Das Papiergeld wird erfunden, ein künstlicher Mensch geschaffen, Kriege gekämpft, die Natur gebändigt. Faust heiratet die schönste Frau der Welt, zeugt einen Sohn und verliert alles zugleich wieder, weil ihm auch das kleinste Glück nicht reicht. Am Ende ist der alte Faust teuflischer als der Teufel selbst.

Goethes Faust, der Tragödie zweiter Teil erschien 1833 posthum und zeigt uns in kühner Weitsicht die heute global gültigen Gesetze der Moderne: bedingungsloses Wachstum, Sucht nach Macht, blinder Fortschrittsglaube, Ausbeutung und radikaler Eigennutz. Die Entwicklungen rasen, die ökologische Katastrophe nimmt ihren Lauf, wir werden als Menschen vom Fortschritt gehetzt, spielen Gott und zerstören uns gleich mit.

Jürgen Eick hat aus dem als unspielbar geltenden zweiten Teil der Tragödie eine Bühnenfassung für drei Schauspieler und einen Pianisten geschrieben und den Ausgang der Wette zwischen Gott und Mephisto in die intime Atmosphäre des Theater hinterm Eisernen gesetzt. Als ein bitter-süßes, musikalisches Untergangsszenario, eine „End Time Opera“.

Mit:
Philipp Quell, Monika Reithofer, Malte Sylvester

VVK 18/ 10 Euro (Abendkasse + 1 Euro)


„Eicks Konzept hat einen Zug ins Parodistische, aber Eick und sein Ensemble balancieren Ironie und Ernst aus. Sie nehmen den „Faust II“ beim Wort. Der Vielstimmigkeit von Goethes Textes setzen sie eine buntscheckige Vielfalt der Spielarten und Theaterformen entgegen, Reminiszenzen an Eicks Ansbacher Inszenierungen inklusive. Hoher Ton trifft auf Klamauk, Mummenschanz auf Tragik, Kirchenfeierlichkeit auf Märchensingspielton. Dem Schauspieltrio verlangt die Fassung viel ab. Für Possenreißerei ist Philipp Quell zuständig. Das funktioniert bei seinen Episodenfiguren gut und dient als Kontrast für intensive leise Momente. … Monika Reithofer glänzt mit einem breiten Spektrum, das von der Groteske bis zum psychologischen Realismus reicht. Ihre Helena hat Format. Auf deren Beziehung mit Faust, auf das fragile Familienidyll läuft die Inszenierung zu. Souverän schultert Malte Sylvester seine Aufgaben. Präzis in der Komik, ausdrucksstark in den Faust-Monologen. Ein Faust, der bei all seiner Schuld, da steht als: Mensch. Einer der Sympathien wie mit dem Magneten auf sich zieht.“ Fränkische Landeszeitung, Thomas Wirth, 28.3.2022