Theater Ansbach – Kultur am Schloss
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Theater

Die Stunde da wir nichts voneinander wussten

von Peter Handke

Regie: Jan Holtappels

Bühne: Sophia Debus
Kostüme: Sophia Debus, Vera Goth

Premiere
20.5.23,
19.30 Uhr, Großes Haus

Dauer: ca. 100 Min., keine Pause

„Die Bühne ist ein freier Platz im hellen Licht. Es beginnt damit, dass einer schnell über ihn wegläuft.“

Der Protagonist dieses Stückes ist ein Platz. Diesen überqueren unzählige Passanten. Sie begegnen sich, schließen sich zu Gruppen zusammen, handeln, helfen und stören einander und entschwinden wieder. Unter ihnen finden sich Straßenfeger, Wandergruppen, Schönheiten, Uniformierte, Geistliche, Cowboys, Rollschuhfahrer, Charles Chaplin, Peer Gynt, Papageno und zahlreiche andere Gestalten. Hier trifft Alltägliches auf Mythologisches. Halluzinationen werden Wirklichkeit.

Vor dreißig Jahren schrieb der umstrittene Literaturnobelpreisträger Peter Handke dieses Theaterstück aus rund 60 Seiten Regieanweisung für zahlreichen Spieler*innen. Ein stummes Stück, nur aus Bildern bestehend. Das Publikum erlebt ein Schau-spiel im wörtlichen Sinne ohne Wortsprache und beobachtet über 300 Figuren, die ihre Geschichten auf ganz besondere Art erzählen. Der Zuschauer wird Zeuge dieser poetischen, phantastischen, absurd-komischen, wie verstörende Geschehnisse, die Auslöser für ganz eigene Assoziationen und Fantasien sein können. Zu Beginn stellt Handke einen Spruch des Orakels von Dodona voran: „Was du gesehen hast, verrat es nicht; bleib in dem Bild“. Fast wie eine Regieanweisung an das Publikum.

Mit:
Elisabeth Göppner, Andrea Greul, Nicole Schneider, Sophie Weikert, Anna Woll, Lukas Aue, Lukas Dittmer, Frank Siebenschuh
sowie dem Stadtensemble: Anett Ballenthin, Annalena Fischer, Belinda Gaisser, Jutta Mack, Brigitte Riemann, Johannes Barth, Moritz Linz, Alexander Schumann

VVK 24/19/13 Euro (Abendkasse + 1 Euro)

Karten

„…ein Theaterwunder…Das Ergebnis ist großartig.
Ein Traumspiel, gemacht aus Licht und Luft und Stoff und Menschen. Ein kaleidoskopisches Lebenspanorama. Ein Wunderstück ist das, was jetzt am Theater Ansbach zu sehen ist. Es reicht dorthin, wo die Sprache aufhört oder wo sie gerade anfängt. Es ist zum Niederknien schön, zum Seufzen traurig und zum Lachen lustig.
…eine Bilderflut, in der Gegenwart und Geschichte ineinander wirbeln – was die „Stunde“ gerade für die YouTube-Insta-TikTok­Gegenwart passgenau anschlussfähig werden lässt.
…(Jan Holtappels) nimmt sich Anleihen vom Tanztheater, vom Zirkus und der Popkultur, erfindet neue Figuren und Geschichten dazu, ohne Handkes mythologische Tiefe, die bis zu Moses hinabreicht, zu übersehen. Und er findet großartige, witzige, anrührende, hoch expressive szenische Metaphern für die drängenden Dauerthemen der Zeit.
…Diese „Stunde“ weiß mehr, als ihr Ur-Text. Sie hat sich mit Gegenwart vollgesaugt. Das Allgemeinmenschliche kommt nicht zu kurz. Glaube, Hoffnung, Liebe, Krankheit, Altern, Sterben und Tod. Und, und, und. Wie Menschen einander begegnen und sich verfehlen….Alles kommt geschmeidig daher, ist immer im Fluss, nie hektisch, sondern konzentriert, atmend, gespannt, noch in der Ruhe….Eine Überraschung jagt die andere – oder weht einfach herein.“
FLZ, Thomas Wirth, 22.5.2023